Begonnen hat eigentlich alles im Jahre 1904, als die Freiwillige Feuerwehr Marburg auf Betreiben des damaligen Kommandanten Friedrich Schaaf in mehrere Züge aufgeteilt wurde. Ein Zug (der II.) sollte den Bereich der Nordstadt abdecken. Eine Bedienungsmannschaft für die zur Verfügung stehenden Geräte wurde gefunden. Dies waren aber nicht irgendwelche Bürger, sondern vielmehr die so genannten „Besseren Leute“. Die Mitgliedschaft in der Feuerwehr war also etwas ganz Besonderes.
Nach Gründung des II. Zuges musste dann auch ein Gerätehaus her, damit das Feuerlöschgerät auch ordnungsgemäß untergebracht werden konnte. Nach einigen Ideen und Vorschlägen wurde dann im August 1911 Antrag auf den Bau eines Feuerlöschgeräteschuppens für den Bereich Nordstadt gestellt. Zum damaligen Zeitpunkt waren diese Geräte noch in der alten Gasanstalt (Gaswerk im Afföller) untergestellt. Die Genehmigung für den Bau wurde schnell erteilt, und noch im gleichen Monat wurde mit den Bauarbeiten in der Wilhelm-Roser-Str. begonnen. Schon im Dezember erfolgte durch das Bauamt der Stadt Marburg die Abnahme des fast fertig gestellten Gebäudes. Somit stand es der Feuerwehr zur Verfügung. Es ist also das älteste Feuerwehrgerätehaus der Stadt Marburg.
Im September 1922 wurde der über der Fahrzeughalle befindliche Freiraum zu einer Notwohnung ausgebaut, die von dem Polizeibeamten Brüssing bezogen wurde. Eine erforderliche Waschküche wurde im Juni 1925 angebaut, eine fest angebaute Leiter für den Boden folgte im Dezember 1925. Durch den Einbau einer Schleppdachgaube im August 1928 wurde die Wohnraumnutzung wesentlich verbessert. Im Jahre 1935 wurde die Wohnung von der Familie Georg Wick bezogen. Deren Sohn, Heinrich Wick I, übernahm die Wohnung 1945. Seine Frau, unsere liebe Tante Minna, lebte noch bis Anfang des neuen Jahrtausends in der Wohnung. Sie war über viele Jahrzehnte der gute Geist unseres Hauses. Die Aufgaben der Feuerwehr wuchsen, und so war es abzusehen, dass das Gerätehaus bald zu klein wurde. Am 1. Februar 1951 wurde der Antrag für einen Erweiterungsbau zur Unterbringung weiterer Fahrzeuge Fahrzeuge gestellt. Die Baugenehmigung wurde nach Verhandlungen mit den Nachbarn bereits am 6. März 1951 erteilt. Aber – die Stadt hatte kein Geld. Das Bauvorhaben konnte wegen fehlender finanzieller Mittel nicht in Angriff genommen werden. Mehrmals wurde die Baugenehmigung auf Antrag verlängert, jedoch die Finanzlücke wollte und wollte sich nicht schließen. Als sechs Jahre nach der ersten Baugenehmigung die finanziellen Mittel immer noch fehlten, beschloss man, das Bauvorhaben nicht auszuführen.
Im Jahre 1961 wurde dann ein neues Fahrzeug beschafft, welches es durch seine Größe erforderlich machte, die alten Rundbögen durch neue rechteckige Tore zu ersetzen, um eine größere Durchfahrtshöhe zu erreichen. 1965, also 14 Jahre nach dem ersten Bauantrag, wurde ein erneuter Bauantrag für den Anbau gestellt. Das war auch dringend notwendig, da im gleichen Jahr eine neue Kraftfahrdrehleiter DL 18h für den II. Zug angeschafft wurde. Jetzt konnten zwar die finanziellen Mittel der Stadt Marburg bereitgestellt werden, aber der neue Eigner des Nachbargrundstückes erhob Einspruch gegen das Bauvorhaben. Nach langem Ringen erfolgte die Befreiung durch die Hessische Landesregierung, und der lang ersehnte Anbau konnte beginnen. Er wurde 1966 seiner Funktion übergeben. So hat sich unser Gerätehaus im Laufe von 90 Jahren mehrfach gewandelt und verbessert. Es wurde immer angebaut, umgebaut, erneuert und modernisiert zu dem, was es heute ist. Mitte der 1980er Jahre ist die Fassade erneuert und die Innenräume (Fahrzeughalle) durch die Kameraden, in ihrer Freizeit, renoviert worden.
Ende der 1980er Jahre ist der Fußboden im Bereich der Doppelhalle erneuert worden. Dieser Umbau machte es auch erforderlich, dass die ehemals mittlere Toreinfahrt vergrößert wurde, da eine neue Fahrzeuggeneration (TLF 16/25, LF 16) zu groß für die vorhandenen Tore waren. Bis Anfang des neuen Jahrtausends handelte es sich bei unsrem Feuerwehrhaus ausschließlich nur um eine Unterstell-, sprich Garagenräume für die Einsatzfahrzeuge, weil notwendige weitere Räumlichkeiten, wie Spinträume, Lehrsaal, Teeküche, Garderoben etc. fehlen. Aus Mangel dessen haben sich die Feuerwehrangehörigen eine Sitzecke im Garagenbereich eingerichtet. Obwohl dieses aus verschiedenen Gründen ausdrücklich verboten war, weil
- die Fahrzeugabgase
- das Rauchen in Garagen unerlaubt ist und
- die Beheizung der Räume unzureichend ist,
wurde diese Nutzung aus Gründen der der dringenden Notwendigkeit toleriert. Vielleicht ist es aber gerade das, was diesem Feuerwehrhaus seinen besonderen Flair bis dahin gab und wir uns hier wohl fühlten. Ab dem Jahr 2003 stieß das Gerätehaus, baulich gesehen, in neue „Dimensionen“ vor. Im Zuge der Bedarfs- und Entwicklungsplanung wurde das gesamte Gerätehaus aus- und umgebaut. Das Untergeschoss bekam neue Spinträume, einen neuen Fußboden und neue Hallentore. Im Obergeschoss sind neue Sozialräume wie, Leersaal, Küche, neue WCs, Büro und Abstellräume errichtet worden. Ein besonderes Highlight ist der ehemalige Schlauchturm geworden, den wir uns Dank unseres neu gegründeten Fördervereins gemütlich umgebaut haben. Ebenfalls die Außenanlagen wie Fassade, Dächer, Mauern oder die Terrasse sind renoviert worden. Mitte Oktober 2004, ist das neue Kleinod auf der Ketzerbach, im Zuge des 100-jährigen Jubiläums des II. Zuges, den Kameraden übergeben worden.